AKTUELL _ MAGAZIN

Starke zytotoxische Immunantwort

Lebhaftes Echo

Wie erkennt man Post-Treatment-Controller?

Münchner AIDS und Hepatitis Werkstatt



Warum können einige HIV-Patienten nach einer Therapieunterbrechung die Virusvermehrung dauerhaft kontrollieren? Und kann man diese sogenannten PostTreatment-Controllers (PTC) im Voraus erkennen, um die HIV-Therapie zu unterbrechen? Diese Fragen stellte Dr. Carsten Scheller, Würzburg, im Workshop „Funktionelle Heilung – Remission – Post-TreatmentKontrolle“. Bisher seien die immunologischen Korrelate mit dem PTC-Status noch nicht eindeutig geklärt, so Scheller. Der Virologe wies darauf hin, dass möglicherwei-

se autologe neutralisierende Antikörper (aNABs) dabei eine wichtige Rolle spielen. Diese Antikörper sind in der Lage, das patienteneigene Virus zu neutralisieren. Generell zeigen HIV-Controller nach den Worten von Wolfgang Mayer, München, eine signifikant stärkere zytotoxische Immunantwort als Nicht-Controller. Bestimmte Varianten von natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) und T-Lymphozyten (TH-1) könnten in Zukunft als Labormarker zur Identifikation von PTC beitragen, so Mayer. awa ■

Schlummernde HI-Viren aus ihren Zellverstecken locken

Vielversprechende neue Ansätze

Kick and Kill

− © © NIBSC / SPL / Agentur Focus

Latente HIV-Reservoire zu leeren, d. h. ruhende Viren zu aktivieren und danach ihre Vermehrung zu unterdrücken, ist das Ziel

HI-Viren auf einem T-Lymphozyten.

der „Kick and Kill“-Strategie. Eva Wolf, München, stellte eine immunologische Intervention mit dem Toll-like Rezeptor-7 (TLR7)-Antagonisten GS-9620 vor. Dieser orale TLR7Antagonist induziert die Aktivierung von CD4+-Zellen (Kick) und CD8+/NK-Zellen (Kill). GS-9620 führte bei HIV-Patienten mit nicht nachweisbarer Virusvermehrung unter HIV-Therapie im Vergleich zu Placebo zu einem Anstieg der HIV-RNA-Expression und wahrscheinlich auch zu einer Reduktion des induzierbaren Reservoirs (Sloan D etal. CROI 2015; Abstract 417). awa ■

Verlaufskontrollen

Therapeutisches Drug Monitoring



Prof. Hartwig Klinker, Würzburg, betonte im Workshop „Brauchen wir neue Marker? Und was brauchen wir nicht mehr?“, dass ein therapeutisches Drug Monitoring (TDM) unverändert eine wichtige Bedeutung in der Therapie-begleitenden Diagnostik der HIVInfektion habe. Insbesondere vor dem Hintergrund der immer besseren Prognose der HIV-Erkrankung und dem damit verbundenen höheren Lebensalter würden Komorbidität, Polypharmazie und pharmakokineti-

6

Zur 6. Münchner AIDS und Hepatitis Werkstatt kamen statt der geplanten 300 mehr als 800 Teilnehmer. Aktueller Anlass dieses Werkstattkongresses für klinische Berufe war die 22. Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections (CROI), die vom 23.– 26. Februar 2015 in Seattle/USA stattfand. Auf diesem reinen Arbeitskongress wurden in vielen interaktiven Workshops die verschiedenen Aspekt diskutiert, die das Leben und die Behandlung von HIV- und HCV-infizierten Menschen mit sich bringen.

sche Wechselwirkungen ein zunehmendes Problem darstellen. Klinker hält in folgenden Situationen ein TDM für angezeigt: zu erwartende Wechselwirkungen, Verdacht auf Medikamenten-assoziierte Nebenwirkungen, gestörte Leber- und Nierenfunktion, gestörte intestinale Resorption, eingeschränkte Therapieadhärenz, Alter unter 12 Jahre, Schwangerschaft und Einführung neuer Substanzen in die HIV-Therapie. awa ■

Duale Therapien



Eine HIV-Therapie besteht in der Regel aus zwei nukleosidalen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTI) als sogenannter Backbone und einer Drittsubstanz. Ob diese klassische Dreifachkombination durch eine duale Therapie aus einem robusten Proteaseinhibitor (PI) plus einem Integrasehemmer (INI) ersetzt werden kann, diskutierte Dr. Jan Thoden, Freiburg, im Workshop „HIV –Therapie und Fortschritt des Managements 2015“. Er stellte als vielversprechendsten Ansatz die duale Kombination aus einem geboosterten PI (PI/r) und einem INI vor, darunter Lopinavir/r plus Raltegravir (Reynes J et al. HIV Clin Trials 2011) und Darunavir/r plus Raltegravir (Raffi F et al. Lancet 2014). Thoden wies jedoch darauf hin, dass die duale Therapie nur für ausgewählte Patienten außerhalb von Therapieleitlinien und Zulassung eine Option und – noch – keine Standardtherapie sei. Er ist sich aber sicher, dass sich das mit dem INI Dolutegravir und in Zukunft auch mit lang wirksamen Kombinationen ändern könnte. Die im Mai 2015 gestartete kontrollierte deutsche DUALIS-Studie vergleicht das duale Therapiekonzept Dolutegravir plus Darunavir/r mit Darunavir plus 2 NRTIs an 25 awa ■ deutschen Studienzentren. ■ Quelle: Münchner AIDS und Hepatitis Werkstatt (MAHW), 13.–14. März 2015

MMW-Fortschr. Med.

2015; 157 (S2)

Wie erkennt man Post-Treatment-Controller?

Wie erkennt man Post-Treatment-Controller? - PDF Download Free
84KB Sizes 0 Downloads 5 Views