Nr. 34, 20. August 1976,

101.

iz6i

Lorentz, Koch: Amylasebestimmung im Urin

Jg.

Aktuelle Diagnostik

Redaktion: Prof. Dr. H. Hornbostel, Hamburg Prof. Dr. W. Kaufmann, Köln Prof. Dr. W. Siegenthaler, Zürich

Dtsch. med. Wschr. 101 (1976), 1261-1262 © Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Zur Amylasebestimmung im Urin

K. Lorentz und C.-D. Koch I. Medizinische Klinik der Medizinischen Hochschule Lübeck (Direktor: Prof. Dr. U. Ritter)

der Meßwerte in zwei Sammelperioden während eines Tages (Zuverlässigkeit), geprüft mittels der Korrelationsberechnung nach Spearman. Untersucht wurden 37 Patienten. Von ihnen litten elf an akuter Pankreatitis, sechs an akuter Hepatitis, sechs an kompensierter Niereninsuffizienz und IS an zerebralen Insulten oder Diabetes mellitus; letztere standen aber unter den Bedingungen einer osmotischen Diurese durch Sorbit oder Glucose. Zur Kontrolle dienten 24 altersgleiche Probanden mit Normbefunden. Wir bestimmten die Amylaseaktivität amyloklastisch miteinereigenen Methode(s), Kreatinin mit Pikrat nach Jaffé ohne Enteiweißung und die Osmolalität mit dem Halbmikroosmometer aKnauera in zwei aufeinanderfolgenden 12-Stunden-Urinportionen als Tag- (8-20 Uhr) und Nachtperiode (20-8 Uhr). Weitere Untersuchungen im Serum (Kreatinin, Amylase)

Tag

[

n-16 12

/

R

II

8 4

Nacht

n= 16 12

8 4

24

h

n = 16

12

I

'j u

10

40

80

>1601

g/Sammelperiode

Abb.

1.

80

10 gil Urin

>160

0,3

09

1,2

g/mosmol

Häufigkeitsverteilung der Meßwerte geordnet nach Samnielperioden und Auswtungsverfahren. i Niereninsuffizienz, Diurese, Hepatitis,

r-1 normal,

ri

1.8

>2.4

iii_l

02

06

1,0>1.0

gimg Kreatinin

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Die Bestimmung der Amylaseausscheidung im 24-Stunden-Urin ist von unbestreitbarem Wert für die Pankreatitisdiagnostik, jedoch mit Nachteilen bei unvollständiger Materialsammlung und durch späte Ergebnisse verbunden. Daher prüften wir parallel zur Amylase-Exkretion die Eignung konzentrationsbezogener Verfahren, die durch Verwendung der Quotienten Amylase/Volumen, Amylase/mosmol und Amylase/Kreatinin eine Auswertung von Stichproben aus kurzen Harnsammelperioden gestatten. Die diagnostische Güte wurde beurteilt nach der Eignung des Meßwertes zur Unterscheidung verschiedener Erkrankungen voneinander und vom Normzustand (Diskriminierung) sowie nach der Konstanz

iz6z

Lorentz, Koch: Amylasebestimmung im Urin

Deutsche Medizinische Wochenschrift

Tab. 1. Konstanz der Parameter in beiden Sammelperioden als Funktion der Rangkorrelationskoeffizienten osmotische Diurese

n=6

n=1S

akute Pankreatitis

0,500

0,700

0,180

0,416

0,886*

0,310

0,365

0,818*

0,48 1

0,943*

0,029

0,646*

0,355

0,547*

1,000*

0,714

0,850*

0,509

akute Hepatitis

Amylaseausscheidung

0,627e

Amylasekonzentration

0,746*

Amylase/Osmolalität Amylase/Kreatinin

n

=

6

n11

< 0,05

und Urin (Glucose, spezifisches Gewicht, Aminosäuren) dienten zur Errechnung von Clearancewerten und der Suche nach weiteren Parametern. Da Amylase- und Kreatinin-Clearance sehr eng mit der entsprechenden Exkretion korreliert sind und direkt von ihr abhängen, wurde auf ihre Auswertung ebenso verzichtet wie auf das Verhältnis Amylase/Aminosäuren im Urin, das dem Quotienten Amylase/Kreatinin entsprach.

Bewertung Unsere Ergebnisse, in Abbildung 1 und Tabelle mengefaßt, lassen sich wie folgt interpretieren:

1

zusam-

Für keine der untersuchten Gruppen lag bei einem der geprüften Parameter eine normale (2) oder lognormale Verteilung vor. Die Streuung der Meßgrößen war bei den Quotienten Amylaseaktivität/mosmol und Amylaseaktivität! Kreatinin gering (lineare Skalen), bei der Amylaseausscheidung und -konzentration groß (logarithmische Darstellung). Die Bestimmung der Amylaseausscheidung erlaubte mit einem Grenzwert von 80 g Stärkeabbau durch den 24-Stunden-Harn eine bessere Unterscheidung zwischen Pankreatitis und allen übrigen Gruppen als ein Wert von 40 g im Tag- oder Nachtharn. Alle Pankreatitiden wurden erfaßt, falsch-positiv fielen nur einige Werte bei Hepatitiden und unter Diurese aus. Die Diskriminierung war also gut. Ihre Verschlechterung in den 12-StundenPerioden beruhte auf der stark schwankenden Ausscheidung von Amylase, die besonders bei Pankreatitis und osmotischer Diurese zu schlechter Korrelation der beiden Perioden führte. Da bei allen elf Pankreatitiden eine der zwei Sammelportionen den Wert von 40 g weit übertraf, verbessert die Messung der Amylase-Exkretion in der Periode der akuten Symptome möglicherweise die Trennschärfe. Die Amylasekonzentration zeigte eine gute Konstanz der Meßwerte, von der schlechten Korrelation bei Nierenerkrankungen und osmotischer Diurese abgesehen. Dagegen war die Diskriminierung durch Über-

lappung der Daten bei Pankreatitis mit denen anderer Gruppen mangelhaft. Der Quotient aus Amylaseaktivität (in g Stärkeabbau pro Liter und Minute) und Osmolalität (in mosmol/l) ergab von allen Verfahren die schlechteste Diskriminierung, da in sämtlichen Sammelperioden eine weitgehende Identität aller Gruppen vorlag. Zudem war die Konstanz der Ergebnisse bei Fällen von Pankreatitis schlechter als bei den anderen Auswertungen. Während das Verhältnis von Amylaseaktivität zu Kreatininkonzentration mit Korrelationskoeffizienten von 0,509-1,0 die beste Konstanz der vier untersuchten Methoden erreichte, blieb die diskriminierende Funktion ebenso schlecht wie bei Anwendung der Amylasekonzentration. Aus diesen Untersuchungen folgt, daß Konzentrationsmessungen der Urinamylase und deren Quotienten diagnostisch zweifelhaft sind und die Bestimmung der Enzymausscheidung nicht ersetzen können. Die starken Schwankungen der Amylase-Exkretion (2, 6) mit - angezweifelter (6) - zirkadianer Rhythmik (3, 4) lassen auch eine Verkürzung der Sammelperiode auf eine Stunde (1, 2) riskant erscheinen, wenn eine in Schüben verlaufende Pankreatitis erkannt werden soll. Daher ist die Sammlung des 24-Stunden-Harns (oder des 12-Stunden-Urins während der akuten Symptomatik) mit Bestimmung der Amylase-Exkretion weiterhin das diagnostisch sicherste Verfahren. Literatur Calkins, W. G.: A study of urinary amylase excretion in normal persons. Amer. J. Gastroent. 46 (1966), 407. Eberhagen, D., A. lssmer, B. Brandmaier: Über die a-Amylase-Ausscheidung im Urin bei gesunden Personen. Z. kim. Chem. 8 (1970), 284. Jacobson, G. Amylase clearance and excretion rate. Acta Universitatis Upsaliensis 182 (Uppsala 1974).

Kamaryt, J.: Nieren-Clearance der Isoamylasen beim Menschen. Z. kim. Chem. 7 (1969), 51. (S) Lorentz, K., A. Zander, J. Adlung: Untersuchungen zur amyloklastischen cs-Amylasebestimmung. Z. kim. Chem. 7 (1969), 241. (6) van Riet, H. G., J. O. O. Hocke: Amylase and lipase values in normal subjects. Clin. chim. Acta 19 (1968),

459.

Prof. Dr. K. Lorentz I. Medizinische Klinik der Medizinischen Hochschule 2400 Lübeck, Kronsforder Allee 71-73

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P

kompensierte Niereninsuffizienz

Gesunde n = 24

[Amylase determination in urine].

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