Fragen für die Facharztprüfung Nase und Parotis Nasennebenhöhle Innenohr, GleichgeGesicht und Rhinobasis wichtssinn und Otobasis Frage: Sprechen Sie über den akuten, einseitigen Vestibularisausfall. Antwort: Der spontan auftretende, akute einseitige und vollständige Vestibularisausfall ist ein typisches HNO-ärztliches Krankheitsbild. Da bis heute eine virale Nervenentzündung als Ursache nie nachgewiesen wurde, sind die neuerdings häufig benutzten Bezeichnungen Neuronitis oder Neuritis vestibularis falsch. Bis zur Klärung der Genese sollte deswegen Bezeichnung Neuropathia vestibularis verwendet werden. Das Krankheitsbild tritt überwiegend im mittleren Alter auf. Die Symptomatik besteht in einem plötzlich einsetzenden heftigen Drehschwindel, der sich häufig durch Lagewechsel verstärkt, und von vegetativer Symptomatik, Nausea und Erbrechen begleitet ist. Der Schwindel bildet sich in Abhängigkeit vom Lebensalter über Tage bis Wochen langsam zurück. Die mittlere Dauer beträgt 2 Wochen. Eine komplette Remission ist innerhalb von sechs Monaten zu erwarten. Die gleichen Beschwerden werden bei gewollter Ausschaltung des Labyrinths, wie beispielsweise bei Labyrinthektomie oder Neurektomie des N. vestibularis beobachtet, wobei beim spontanen Ausfall typischerweise Bewusstseins-, Gehörstörungen und andere neurologische Symptome fehlen. Im Stadium des Anfalls besteht eine Ataxie bis Gehunfähigkeit, eine Fallneigung im Romberg Versuch zur betroffenen Seite und eine Drehrichtung zur kranken Seite im Unterberger Tretversuch. Nach Stenger lässt sich der Verlauf des vollständigen einseitigen Labyrinthausfalls anhand des Nystagmus in 4 Stadien einteilen: ein initialer Reiznystagmus zur betroffenen Seite, gefolgt von einem grobschlä-

Mittelohr

Pharynx, Oesophagus und Hals

gigen Ausfallnystagmus zur gesunden Seite, einer Kompensationsphase ohne Nystagmus und einem Erholungsnystagmus zur kranken Seite. Bei der Kalorisation ist die betroffene Seite unerregbar, und die Warmspülung führt nicht zur Umkehr des Nystagmus. In der frühen akuten Phase sind Antivertiginosa (z. B. Sulpirid, Flunarizin, Dimenhydrinat, Cinnarizin, Betahistin) und ggf. Sedativa indiziert. Bei Gefahr der Dehydratation bei Erbrechen erfolgt die HNO-ärztliche Hospitalisation mit rheologischen und i.v. antiemetischer Therapie. Die hochdosierter Cortisongabe wird empfohlen. Das frühestmögliche Bewegungstraining, sogenannte „Labyrinthgymnastik“, fördert die Kompensationsmechanismen. Differentialdiagnostisch sind neben der Ménièreschen Erkrankung die Kupulolithiasis, die Labyrinthitis, das Cogan-Syndrom, die Perilymphfistel, die Contusio labyrinthi, intralabyrinthäre Blutung, Medikamentennebenwirkungen, „vessel loop“ des inneren Gehörgangs, vertebrobasiläre Insuffizienz, der HWS-bedingte Schwindel und chronisch zentralnervöse Entzündungen anamnestisch, klinisch oder radiologisch auszuschließen. Zum Ausschluß der zentralnervösen Differentialdiagnosen wie Hirnstamminfarkt wird empfohlen, frühzeitig eine Kernspintomographie des Neurocraniums eine konsilarische neurologische Untersuchung durchzuführen, später ggf. eine Lumbalpunktion und eine Borreliosediagnostik.

Verantwortlich für diese Rubrik: Prof. Dr. med. Randolf Riemann, Stade; Dr. med. Gerlind Schneider, Jena

Nase und Parotis Nasennebenhöhle Innenohr, GleichgeMittelohr Pharynx, OesoGesicht und Rhinobasis wichtssinn und Otobasis phagus und Hals Frage: Sprechen Sie über die Indikationen und Kontraindikationen zur allergenspezifische Immuntherapie Antwort: Die spezifische Immuntherapie (SIT) ist eine kausale immunmodulierende Therapie. Durch die Gabe von Allergenextrakten werden spezifische blockierende Antikörper, toleranzinduzierende Zellen und Botenstoffe aktiviert. Dadurch wird eine weitere Verstärkung der durch Allergene ausgelösten Immunantwort verhindert. Die spezifische Immunantwort wird blockiert und damit die Entzündungsreaktion im Gewebe gedämpft. Die Allergenextrakte können dabei subcutan (SCIT) oder sublingual (SLIT) appliziert werden. Zur SCIT werden Allergene als wässrige oder physikalisch gekoppelte Extrakte als Semidepotprodukte eingesetzt. Die Allergenextrakte zur SLIT werden als wässrige Lösungen oder Tabletten angewandt. Die Indikation zur SIT besteht beim Nachwies einer IgE-vermittelten Sensibilisierung und eindeutigem Zusammenhang mit der klinischer Symptomatik. Für diese nachgewiesene Sensibilisierung muss ein standardisierter bzw. qualitativ hochwertiger Allergenextrakt vorhanden sein und der Wirksamkeitsnachweis der geplanten SIT für die jeweilige Indikation und Altersgruppe in Studien belegt sein. Die Wirksamkeit der SCIT ist bei der allergischen Rhinokonjunktivitis bei Pollenallergie sowie Hausstaubmilben im Erwachsenen- und Kindesalter durch Studien sehr gut belegt. Bei Schimmelpilzallergie liegen unabhängig vom Alter nur wenige kontrollierte Studien vor. Bei Asthma bronchiale (bis geringgradig persistierend) ist die SCIT als Therapieoption neben Allergenkarenz und Pharmakotherapie empfehlenswert, sofern ein eindeutiger kausaler Zusammenhang zwischen respiratorischen Symptomen und entsprechendem Allergen besteht.

Laryngo-Rhino-Otol 2015; 94

Larynx und Hals

Larynx und Hals

Die Wirksamkeit der SLIT ist bei der allergischen Rhinokonjunktivitis durch eine Gräserpollenallergie bei Erwachsenen und Kindern sehr gut und bei Baumpollenallergie und Hausstaubmilbenallergie bei Erwachsenen gut belegt. Im Vergleich zur allergischen Rhinokonjunktivitis finden sich nur begrenzt Studien zur Wirksamkeit der SLIT bei allergischem Asthma. Dabei zeigen neuere Studien eine Wirksamkeit auf die Asthmasymptome in der Subgruppe gräserpollenallergischer Kinder, Jugendlicher und Erwachsener mit Asthma und eine Wirksamkeit der SLIT bei primär hausstaubmilbenallergischem Asthma bei Jugendlichen ab einem Alter von 14 Jahren und bei Erwachsenen. Aus Gründen der Reduktion von Neusensibilisierungen und Verminderung des Asthmarisikos sollte der Therapiebeginn frühzeitig (im Kindes- und Jugendalter) erfolgen. Kontraindikationen sind ein teil- oder unkontrolliertes Asthma, Behandlung mit Betablockern, schwere Autoimmundefekte, Immunsuppression, maligne neoplastische Erkrankungen mit aktuellem Krankheitswert, schwerwiegende Reaktionen bei früheren SIT, Schwangerschaft und Stillzeit sowie unzureichende Compliance. Zusätzliche Kontraindikation bei der SLIT sind schwere entzündliche Veränderungen der Mundschleimhaut.

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[Questions for the specialist examination. Discussion of acute, unilateral vestibular failure; discussion of indications and contraindications for allergen-specific immunotherapy].

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