Originalarbeit - K l i n i s c h e U n t e r s u c h u n g

Der Einflul3 der vertikalen Bracketposition auf das kiefe, rorthopfidische Finish A. P. M u c h i t s c h , H . D r o s c h l , H . P. B a n t l e o n , D . B l u m a u e r , G . S t e r n Department ftir Kieferorthopfidie (Leiter: Univ.-Prof. Dr. H. Droschl) der Universitfitsklinikfiir Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Graz (Vorstand: Univ.-Prof. Dr. H. K61e), Graz, Osterreich

Zusammenfassung: Da bei der kieferorthop/idischen Behandlung in der Phase der Feineinstellung der Okklusion bei Verwendung der Straight-wire-Technik oft Probleme in der vertikalen Dimension auftreten, wurden die iiblichen Abstfinde zwischen Bracketschlitz und Inzisalkanten bzw. H6ckerspitzen auf ihre Berechtigung untersucht. Das Vermessungsgut bestand aus den Endmodellen von zehn kieferorthopfidisch ,,festsitzend" behandelten Patienten, die sowohl fernr6ntgenologisch als auch gnathologisch weitgehend dem Ideal entsprachen. Nach Einstellung in der Okklusionsebene konnten mit Hilfe eines modifizierten Parallelometers, in Verbindung mit spezieller Slot- und Tubehalterung sowie einer eigens entwickelten Mel3uhr, die Vertikalabst/inde zwischen Slotgrundebene (parallel zur Okklusionsebene) und Inzisalkante bzw. H6ckerspitze vermessen werden. Dabei bestand eine maximale Anpassung zwischen Bracketbasis und bukkaler Kronenoberflfiche. Bei den oberen Frontzahnbrackets (Torque + 22 Grad) ergaben die Messungen sehr hohe Abstfinde zur Inzisalkante (8,25 bzw. 8,33 mm), was auf zu hohe Torquewerte der verwendeten Brackets hindeutet. Eine Vermessung der anderen Z~ihne brachte aufgrund starker anatomischer Variationen nur ann~herungsweise Richtwerte ffir die vertikale Positionierung der Brackets.

Summary: As during orthodontic treatment and in particular during the phase of the precise adjustment of occlusion by applying the ,,straight-wire technique" problems arise as far as the vertical dimensions are concerned, the usual distances between the bracket slots and the edges of the incisors respectively the top of the cusps have been verified. Measurements were done on models at the end of treatment of ten patients treated with fixed attachments who may represent ideal occlusion as far as profile radiographs and gnathology were concerned. After regulation of the plane of occlusion the vertical distances between the slot base plane (parallel to the plane of occlusion) and the edge of the incisors respectively tops of cusps were measured by means of a modified parallelometer in connection with a special slot and tube support as well as a specially developed dial test indicator, while a maximum fit between bracket base and buccal crown surface was given. In case of the upper front brackets (torque + 22~ large vertical measurement to the edge of the incisors were recorded, 8.25 respectively 8.33 mm). This may be attributable to excessive torque of the applied brackets. Only approximate figures for the vertical positioning for other teeth could be given, as anatomical variations have to be considered.

Einleitung Seit Verwendung der Straight-wire-Technik ist uns aufgefallen, dab es am Ende der Behandlung, bei der Feineinstellung der Okklusion, immer zu Problemen, vor allem in vertikaler Richtung, gekommen ist. Besonders EndgiJltigeAnnahmedes Manuskripts: 15.6. 1990. 9 Urban & Vogel Fortschr.Kieferorthop.51 (1990), 195-203 (Nr. 4)

die Prfimolaren waren bei Verwendung des tiblichen Bracketschlitz-H6ckerspitzen-Abstandes bei Verwendung gerader B6gen sehr schwer in Okklusionskontakt zu bringen. Das hat uns veranlal3t, eine Untersuchung durchzuffihren, inwieweit bei Verwendung von Straight-wire-Brak195

Muchitsch et al.: Vertikale Bracketposition und Finish Abb. la. Ursprfinglich verwendete vertikale S l o t - H 6 c k e r s p i t z e n bzw. - l n z i s a l k a n t e n a b stfinde (nach Ricketts [8] modifiziert).

I

3.5

/,.0

~..0

.5

3.5

.0

.

3.5

.5

A b b . l b . B e s t i m m u n g des LA-Punktes.

LA Punkt

~

Bracketbasis

chse ~SJ

kets die ursprfinglich fiblichen vertikalen Dimensionen, das hei/3t Abstfinde der Bracketschlitze von den Schneidekanten bzw. H6ckerspitzen, noch stimmen. Dazu eine Liste der von uns ursprtinglich verwendeten Dimensionen (Abb. la).

4.0

.0

3.5

Alexander [1] sieht in den Prfimolaren die Schlfissel zur korrekten Vertikalpositionierung der Brackets. Infolge der grof3en Unterschiede in der Lfinge der klinischen Prfimolaren-Krone verwendet er diese Zahnart als Messungsgrundlage ffir die Bestimmung aller anderen Bracketh6hen (Tab. 1). Weitere Angaben von Tweed, Boone und Dougherty stellt Iwasawa [7] in seiner Arbeit fiber die Bracketposition gegenfiber (Abb. lc). Material

Sinn dieser Arbeit ist es festzustellen, ob bei Verwendung von Straight-wire-Brackets unterschiedliche Schneidekanten- bzw. H6ckerspitzen-BracketschlitzAbstfinde gegenfiber normalen Edgewise-Brackets verwendet werden sollten. Literaturiibersicht

Andrews [2-4] als Autor der Straight-wire-Technik positioniert die Brackets in H6he des LA-Punktes (= Mitte der Lfingsachse der klinischen Krone). Dabei liegen die bukkolinguale Schlitzachse, der Schnittpunkt der letzteren mit der Bracketbasis sowie der LA-Punkt in einer Ebene (= Andrews-Ebene, welche durch s/imtliche LA-Punkte verlfiuft) (Abb. lb). Dellinger [6] vermaf3 die Krfimmung der bukkalen Oberflfichen aller Zfihne anhand von 50 Modellen. Aufgrund der v611ig uneinheitlichen Ergebnisse (Tab. 4 und 5) und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Beziehung zwischen Torque und vertikaler Brakketposition bezweifelt er die wissenschaftliche Grundlage des Straight-wire-Systems. Nur durch die Toleranz zwischen Draht- und Schlitzdimensionen sei es m6glich, klinisch akzeptable Behandlungsresultate zu erreichen. 196

Es wurden die Endmodelle von zehn am Department ffir Kieferorthopfidie der Universitfitsklinik ffir Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Graz kieferorthopfidisch ,,festsitzend" behandelten Patienten - ohne Extraktionen - ausgesucht, die sowohl fernr6ntgenologisch als auch gnathologisch fiberprfift worden waren und weitgehend dem Ideal einer Okklusion nach Andrews [2] entsprachen. Das Durchschnittsalter der Probanden (sieben weiblich, drei m/innlich) betrug 13 Jahre und sieben MoOberkiefer- Zahnbogen Z e n t r a l e Inzisivi

X

L a t e r a l e Inzisivi

X - 0,5 m m

Eckzfihne

X + 0,5 m m

Prfimolaren

X

6-Jahres-Molaren

X - 0,5 m m

12-Jahres-Molaren

X - 1,0 m m

Unterkiefer- Zahnbog en Z e n t r a l e Inzisivi

X - 0,5 m m

L a t e r a l e Inzisivi

X - 0,5 m m

Eckzfihne

X - 0,5 m m

Prfimolaren

X

6-Jahres-Molaren

X - 0,5 m m

9 Urban & Vogel

Tab. 1. B r a c k e t - V e r t i k a l p o s i tionierung (vertikaler A b s t a n d z w i s c h e n Slot und HOckerspitzen bzw. I n z i s a l k a n t e n ) .

F o r t s c h r . K i e f e r o r t h o p . 51 (1990), 1 9 5 - 2 0 3 (Nr. 4)

M u c h i t s c h et at. " Vertikale B r a c k e t p o s i t i o n u n d Finish

1. Bracket-Vertikalpositionierung nach Tweed 5 4 3 54321

1

2

76 7 6

2. Bracket-Vertikalpositionierung nach Boone 1 3 4 5 12345

2

3,5mm

6 5 4 7654

1

3,0mm

67 6 7

Grenzlinie zwischen mittlerem und oberem Drittel der klinischen Krone

Abb. lc

2

4 5 6 4567

4,5mm

2

2

4,0mm

3 3

3 3

5,0ram

1

1

2

4,0mm

3. Bracket-Vertikalpositionierung nach Dougherty

654

111

3456

212

4,0mm

7 6 5 4 3 2 1 1 1 2 3 4 5 6 7

nate, wobei der jfingste Patient 13 Jahre und drei Monate, der filteste 15 Jahre und ftinf Monate alt war. Die 12-Jahres-Molaren standen bei B a n d a b n a h m e noch nicht in voller Okklusion.

4,5 m m

3,5 mm

(Abb. 4b). Anschtiel3end wurde die Einstellung des Kugelgelenkes fixiert und das eingespannte Modell aufrecht positioniert, da nur in dieser Lage eine Vermessung mit dem Spezialparallelometer technisch m6glich ist (vgl. Abb. 5a und 7). Nach Montage und

Methodik Der erste Schritt zur Vermessung bestand in der Bestimmung der Okklusionsebene. Dazu wurde zuerst das jeweilige Unterkiefer- bzw. Oberkiefermodell in einen mit Kugelgelenk variabel positionierbaren Modelltisch eingespannt (Abb. 2). A u f der Basisplatte eines speziell modifizierten Parallelometers konnte das Modell mit seiner Kauflfiche positioniert werden. Inzisalpunkt und distobukkale H6ckerspitze des rechten und linken 6-Jahres-Molaren, durch die die Okklusionsebene definiert wird, ruhten auf jeweils einer parallelen Magnetplatte, so dab st6rende okklusale Interferenzen dutch andere Zfihne vermieden wurden (Abb. 3). Durch A b s e n k e n eines aus rostfreiem Stahl gedrehten PrSzisionsstempels (Abb. 4a) erfolgte die Parallelisierung des Modelltischsockels zur Okklusionsebene 9 Urban & Vogel Fortschr. Kieferorthop. 51 (1990), 195-203 (Nr. 4)

Abb. 2. Modelltisch und Modell. 197

Muchitsch et al. : Vertikale Bracketposition u n d Finish Abb. 5a und 5b. Parallelometer mit positioniertem Brakket (a), RandschluBkontrolle (b).

Abb. 3. Auf Basis und Magnetplatten positioniertes Modell.

1 Abb. 5a

Abb. 4a

v Abb. 5b

Abb. 4b

Abb. 4a und 4b. Parallelometer mit Stempel (a) und abgesenkter Stempel mit parallelisiertem Modelltischsockel (b).

Nullstellung der Meguhr mit Skaleneinteilung von Hundertstelmillimetern waren die Voraussetzungen f~r eine Bestimmung der vertikalen Bracketposition bei maximaler Anpassung zwischen dem Gitternetz der Bracketbasis und der bukkalen Kronenoberflfiche gegeben. Das jeweilige Straight-wire-Bracket 1 wurde auf der parallel zur Okklusionsebene liegenden und exakt passenden Schlitzhalterung toleranzfrei aufgesetzt und so lange vertikal verschoben, bis die Bracketbasis nach axialer Ausrichtung und Lupenkontrolle des Randschlusses eine maximale Anlagerung und Berfihrung an der bukkalen Kronenoberflfiche erreichte (Abb. 5a und 5b). Die bei dieser Messung verwendeten BracketTorque-Werte, wie sie als Straight-wire-Standardwerte i Diamond Brackets (Fa. Ormco, Glendora, California). 198

am Department f~r Kieferorthopfidie der Universitfitsklinik Graz verwendet werden, sind in Abbildung 6 angegeben. Es konnte weder aus der Literatur noch aus den Herstellerangaben ermittelt werden, welche anatomischen Bezugsstrukturen ftir den Winkel der Torquefrfisung verwendet wurden und ob diese in gleicher Weise ffir Oberkiefer und Unterkiefer gfiltig waren. Nach anschlieBender Entfernung des Brackets von der Schlitzhalterung konnte diese in vertikaler Richtung verlagert werden, bis sie die Schneidekanten bzw. H6kkerspitzen berfihrte. An der MeBuhr war nun die vertikale Distanz auf Hundertstelmillimeter genau abzule9 Urban & Vogel

Fortschr. Kieferorthop. 51 (1990), 195-203 (Nr. 4)

Muchitsch et al. : Vertikale Bracketposition und Finish Abb. 6. Torquewerte (nach Ricketts [8] modifiziert).

.10 o

.10 o

-27 o

-27 o

.7 =

."/o

TORQUE

-22 o

Abb. 7a und 7b. Distanzmessung von H6he des Bracketslots (a) zur HOckerspitze (b). - Abb.7c. Vermessene Distanz X unter Verwendung von SW-Brackets. Bracketschlitz parallel zur Okklusionsebene und zur Bracketbasis schrfig gefr~ist. Schlitzbasis und Schlitzeingangsebene gegeneinander abgewinkelt. - Abb. 7d. Torqueneutrales Edgewisebracket, Bracketschlitz senkrecht zur Kronenoberfl~che und zur Bracketbasis gefr~ist. Schlitzbasis und Schlitzeingangsebene parallel.

Abb. 7b

Abb. 7a

sen ( A b b . 7a bis 7c). Z u m Vergleich ist in A b b i l d u n g 7d ein u n g e t o r q u e t e s E d g e w i s e b r a c k e t dargestellt.

dab der Neigungswinkel der O b e r k i e f e r - O k k l u s i o n s e b e n e nicht mit der des U n t e r k i e f e r s fibereinstimmt.

Zur Beurteilung der 6 - J a h r e s - M o l a r e n stand eine toleranzfrei einschiebbare R 6 h r c h e n h a l t e r u n g zur Verf/lgung ( A b b . 8 und 9). Sowohl O b e r k i e f e r - als auch U n terkiefer w u r d e n nach Einstellung der jeweiligen O k klusionsebene nach d e m s e l b e n V e r f a h r e n untersucht.

N a c h Einstellung des U n t e r k i e f e r s in der Okklusionse b e n e w u r d e n der O b e r k i e f e r auf diesem in maximaler Interkuspidationsstellung positioniert und der o b e r e Inzisalpunkt sowie die d i s t o b u k k a l e n H 6 c k e r der 6J a h r e s - M o l a r e n vertikal zur Basisplatte vermessen. Es ergab sich ein durchschnittlicher Neigungswinkel der O b e r k i e f e r - zur U n t e r k i e f e r - O k k l u s i o n s e b e n e von drei G r a d . Dieser prinzipielle U n t e r s c h i e d (nicht statistisch

In einer Vermessungsserie von ffinf M o d e l l e n (in Idealokklusion nach A n d r e w s [2]) k o n n t e dargelegt w e r d e n , 9 Urban & Vogel Fortschr. Kieferorthop. 51 (1990), 195-203 (Nr. 4)

199

Muchitsch et al. : Vertikale Bracketposifion und Finish

Abb. 8. In situ positioniertes BukkalrOhrchen-Bracket mit HaRerung.

~ ~:~

WinkerzwischenOberkiefer-und Unte?r-Okk, us,onsebene

Inzisa[esKtaffenim Fronfbereich Abb. 10. InzJsa]esK]affen im FrontbereJch.

Abb. 9. Distanzmessung an der distobukkalen H6ckerspitze.

abgesichert) mug bei der Bracketpositionierung am Oberkiefer ber/icksichtigt werden.

und bei den 6-Jahres-Molaren 0,12 ram).

Verwendet man hierzu jedoch die Unterkiefer-Okklusionsebene als Referenz, so kommt es inzisal zu einem keilf6rmigen Auseinanderklaffen zwischen Bracketbasis und bukkaler Kronenoberflache (Abb. 10).

Die Vermessungsergebnisse des Oberkiefers, dessen Okklusionsebene zu der des Unterkiefers, wie beschrieben, im Durchschnitt eine Neigung yon drei Grad aufwies, sind ebenfalls der Tabelle 2 zu entnehmen. Bei den zentralen Inzisivi wurde in der Vertikaldimension eine Obereinstimmung der Seiten bis auf 0,12mm erreicht (S-Diff.: 0,11 mm), die lateralen Inzisivi zeigten eine Differenz von 0,25 mm (S-Diff.: 0,19 mm).

Ergebnisse Die Untersuchung wurde von zwei Beobachtern in unterschiedlichen Intervallen und unterschiedlicher Reihenfolge je zweimal durchgeffihrt. Die Ergebnisse der Unterkiefervermessungen (Tab. 2): Die Untersuchung ergab, dal3 die Mittelwerte des Vertikalabstandes zwischen rechten und linken zentralen Inzisivi weitgehend fibereinstimmen (Differenz 0,18mm). Auch die Standardabweichung zeigt annahernde Obereinstimmung (Differenz 0,06mm). Bei den lateralen Inzisivi liegen die entsprechenden Differenzen vertikal bei 0,14mm (S-Diff.: 0,26mm). Die Eckzahnwerte differieren vertikal um 0,18mm (SDiff. : 0,20 mm), die ersten Pramolaren um 0,25 mm (SDiff. : 0,16 mm). Bei den zweiten Prfimolaren tritt eine Vertikaldifferenz von 0,1 mm (S-Diff.: 0,13mm) auf 200

0,26mm

(S-Diff.:

Die Eckzahnwerte differierten um 0,33 ram, wahrend die ersten Pramolaren einen Unterschied von 0,45 mm aufwiesen (S-Diff.: 0,01 ram). Bei den zweiten Pramolaren differierten die Werte um 0,33 mm (S-Diff. : 0,13 mm) und bei den 6-Jahres-Molaren um 0,15 mm (S-Diff. : 0,03 mm).

Diskussion Die Inklination der zentralen oberen Schneidezahne zur vorderen Schadelbasis wies in den vermessenen Fallen einen Fernr6ntgenwert von durchschnittlich 103 Grad auf. Diese Ergebnisse entstanden mit den von uns 9 Urban & Vogel

Fortschr. Kieferorthop. 51 (1990), 195-203 (Nr. 4)

Muchitsch et al. : Vertikale Bracketposition und Finish Zahn

H6he der Bracketposition

Standardabweichung (s)

in m m 07)

Ausfallsquote (Nichtanlegbarkeit in Prozent)

Oberkiefer Zentrale Inzisivi Laterale Inzisivi Eckzfihne Erste Prfimolaren Zweite Pr/imolaren 6-Jahres-Molaren

8,29

0,56

32,5

5,60 7,09

0,73 0,77

4,8 12,5

3,96 3,35 2,79

0,69 0,59 0,44

20,0 22,25 1,75

3,70

1,37

46,1

3,79

1,02

43,5

4,24

1,33

0,0

3,78

0,78

5,0

2,85 2,i3

0,59 0,42

2,5 15,0

Tab.2. Mitte/werte der vertika~en Bracketposition (Abstand Slot-Schneidekante bzw. -H6ckerspitze) am Oberkiefer und Unterkiefer bei maximaler Anpassung zwischen Bracketbasis und Kronenoberfl/iche. Referenzstruktur: Okklusionsebene ( O K + UK).

Unterkiefer Zentrale Inzisivi Laterale Inzisivi EckzS.hne Erste Prfimolaren Zweite Pr/imolaren 6-Jahres-Molaren

Bogengr613e

Slotgr613e 0,018 x 0,025

0,022 • 0,028

Torquespiel 0,016 x 0,016

16,7 ~

rotiert

0,016 x 0,022

9,3 ~

27,4 ~

0,016 x 0,026 0.017 x 0,017

7,3 ~ 8,2 ~

20,0 ~ rotiert

0,017 x 0,022

5,4 ~

22,3 ~

0,017 • 0,025 0,018 • 0.018

4,5 ~ 3,2 ~

17,7 ~ 31,8 ~

0,018 x 0,022

2,4 ~

18,4 ~

0,018 x 0,025

2,0 ~

14,8 ~

0,019 • 0,025 0,021 x 0,025

10,5 ~ 3,9 ~

0,0215 x 0,028

2,0 ~

Abb. 11. Torquespiel als Ausgleich zwischen Zahnachsenstellung (Normbereich) und fberh6htem Brackettorquewert.

Abb. 12. KeilfOrmige Spaltbildung inzisal durch fiberh 6 h t e n Brackettorque bei toleranzfreier Positionierung.

Tab. 3. Torquespiel (nach Creekmore [5] modifiziert).

verwendeten Straight-wire-Brackets nach Roth (Torque bei den zentralen oberen Inzisivi: + 22 Grad), die in einem Schlitz-Inzisalkanten-Abstand yon 4mm geklebt waren. Nachdem bei den verwendeten Vierkantdrfihten der Dimension 0,016 x 0,016 Inch nach Creekmore [5] im 0,018 x 0,022-Inch-Slot ein Torquespiel yon 16,7 Grad besteht und bei 0,017 x 0,025-InchDrfihten noch immer ein solches mit 4,5 Grad (Tab. 3), ist damit ein Grund f~r die erreichten Resultate gegeben, das heiBt, die Diskrepanz zwischen Fernr6ntgenNormwert der Zahnachsenstellung und zu hohem Torquewert der entsprechenden Brackets oberer mittlerer Inzisivi bei4 mm Schlitz-Inzisalkanten-Abstand wurde durch das Torquespiel ausgeglichen (Abb. 11). Die bei dieser Untersuchung verwendeten Mel3instrumente (Slot- und Tubehalterung) wiesen aber analog 9 U r b a n & Vogel

Fortschr. Kieferorthop. 51 (1990), 195-203 (Nr. 4)

den in der Burstone-Technik hfiufig verwendeten rigiden Stabilisierungsb6gen keine Torquetoleranz auf, weshalb die Brackets, ihren tatsfichlichen Dimensionen entsprechend positioniert, einen zu hohen Torquewert aufwiesen (Abb. 12). Dies manifestierte sich einerseits im grogen durchschnittlichen Schlitz-InzisalkantenAbstand bei den oberen zentralen Schneidez/ihnen (8,29 mm), wobei eine maximale Anpassung erst durch die stfirkere gingivale Kronenw61bung der bukkalen Zahnoberflfichen erreicht wurde. Andererseits bestand eine hohe Ausfallsquote (durchschnittlich 32,5 %), bei der Bracketbasis und bukkale Kronenoberflfiche nicht spalffrei aneinandergelegt werden konnten. Dies ffihrt zu der Forderung nach einer eingebauten Torque121berkorrektur in den verwendeten Brackets, um das Toleranzspiel unterdimensionierter Drfihte auszugleichen. 201

Muchitsch et al.: Vertikale Bracketposition und Finish Oberkieferzahnbogen Z~ihne Maximum (Grade)

Minimum (Grade)

Streubreite (Grade)

17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27

4,00 4,50 - ,50 - 4,50 - 5,50 - 10,25 - 10,75 - 10,75 - 12,50 ,75 - 5,75 - 2,50 0,75 11,75

39,50 24,25 23,25 28,50 23,50 19,25 19,00 19,75 22,25 18,25 17,25

43,50 28,75 22,75 24,00 18,00 9,00 8,25 9,00 9,75 17,50 11,50 19,75 28,00 36,75

Unterkieferzahnbogen Zfihne Maximum (Grade) 37 36 35 34 33 32 31 41 42 43 44 45 46 47

48,00 48,25 37,50 33,75 25,25 18,50 10,00 10,25 16,50 31,75 35,00 33,00 44,50 44,25

Minimum (Grade) 20,75 13,00 6,50 10,75 2,75 - 4,50 - 8,00 -8,50 - 9,50 5,00 9,00 14,25 16,24 20,25

22,25 27,25 25,00

Minelwert (Grade) 26,00 16,64 10,62 6,53 8,62 0,58 - 2,44 - 2,14 - 0,66 8,17 5,01 9,42 15,66 23,19

9,39 6,57 5,52 5,89 5,09 4,85 5,01 4,67 5,46 4,94 4,99 4,87 7,05 6,69

Streubreite (Grade)

Mittelwert (Grade)

Standardabweichung

27,25 35,25 31,00 23,00 22,50 23,00 18,00 18,75 26,00 26,75 26,00 18,75 28,25 24,00

31,16 30,35 22.82 19,27 12,33 2,91 0,70 1,07 2,70 13,06 17,92 22,14 28,83 29,76

6,60 7,47 6,26 6,44 4,29 4,76 4,29 4,35 5,25 4,72 4,87 4,08 6, t7 7,17

Als K o n s e q u e n z ergibt sich bei t o l e r a n z f r e i e r A n p a s sung zwischen Schlitz u n d D r a h t m a t e r i a l (das heil3t bei V e r w e n d u n g y o n V i e r k a n t d r ~ i h t e n gr613tm6glicher Dim e n s i o n ) sowie bei m a x i m a l e r A n p a s s u n g zwischen B r a c k e t b a s i s u n d b u k k a l e r K r o n e n o b e r f l f i c h e im vertik a l e n N o r m b e r e i c h die F o r d e r u n g n a c h g e r i n g e r e n T o r q u e w e r t e n , wie sie z u m Beispiel Andrews mit + 8 ~ im o b e r e n F r o n t z a h n b e r e i c h vorschlfigt. E i n e vor kurz e m d u r c h g e f i i h r t e V e r m e s s u n g aller 20 o b e r e n z e n t r a len Inzisivi mit S t r a i g h t - w i r e - B r a c k e t s der T o r q u e gr613e + 7 ~ e r b r a c h t e eine m a x i m a l e A n p a s s u n g zwischen B r a c k e t b a s i s u n d b u k k a l e r K r o n e n o b e r f l f i c h e bei d u r c h s c h n i t t l i c h 4 , 0 1 m m S c h l i t z - S c h n e i d e k a n t e n A b s t a n d ( S t a n d a r d a b w e i c h u n g 0,64 m m ) . Als w e i t e r e r A s p e k t im Z u s a m m e n h a n g zwischen V e r t i k a l d i m e n sion, m a x i m a l e r A n p a s s u n g u n d T o r q u e w e r t e n sind die 202

Standardabweichung

Tab. 4. Statistische Analyse von 50 vermessenen Oberkiefer- und Unterkieferzahnb6gen: Winkel zwischen der HOL-Ebene und der Tangente an den Schnittpunkten zwischen HOL-Ebene und bukkaler bzw. labialet Kronenoberflfiche (nach Dellinger [6] modifiziert).

Tab. 5. Statistische Analyse von 50 vermessenen Oberkiefer- und Unterkieferzahnb6gen: Winkel zwischen der HOL-Ebene und der Tangente an den Schnittpunkten zwischen HOL-Ebene und bukkaler bzw. labiater Kronenoberflfiche (nach Dellinger [6] modifiziert).

a n a t o m i s c h e n V a r i a t i o n e n der b u k k a l e n K r o n e n o b e r flfichen zu b e t r a c h t e n .

Dellinger [6] mal3 in s e i n e r A r b e i t d e n W i n k e l zwischen der v o n i h m k o n s t r u i e r t e n H O L - ( = h o r i z o n t a l occlusal linie) E b e n e 2 u n d der T a n g e n t e an d e n S c h n i t t p u n k t e n mit der b u k k a l e n K r o n e n o b e r f l f i c h e . Die A u s w e r t u n g y o n 50 u n t e r s u c h t e n M o d e l l e n ergab a n d e n jeweils ents p r e c h e n d e n Z a h n t y p e n stark u n t e r s c h i e d l i c h e Krfimm u n g s r a d i e n der b u k k a l e n K r o n e n o b e r f l f i c h e mit gro13er S t r e u b r e i t e ( T a b . 4 u n d 5).

2 Die Konstruktion der Ebene erfolgt durch Verbindung des jeweiligen Mittelpunktes der klinischen Kronen des rechten und linken 6Jahres-Molaren und der zentralen Inzisivi (Mittelwert). 9 Urban & Vogel Fortschr. Kieferorthop. 51 (1990), 195-203 (Nr. 4)

Muchitsch et al. : Vertikale Bracketposition und Finish

Zahn Zahn

3,5 6

4 5

4 4

5 4,5 3,5 3 2

4 1

4 l

6 3,5

5 4

4 4

3 4,5

1 4

1 4

2 4

bei spitzem H6cker 5 p bei rundem H6cker 3,5 4,5 4 4 3,5 Millimeter 2 3 4 5 6 2 4

3 4,5

4 4

5 4

6 3,5

Es e r h e b t sich die F r a g e , i n w i e w e i t b e i V e r w e n d u n g der S t r a i g h t - w i r e - T e c h n i k zusfitzliche B i e g u n g e n im v e r w e n d e t e n D r a h t m a t e r i a l e r f o r d e r l i c h sind bzw. in welcher H 6 h e die A t t a c h m e n t s zweckm~il3igerweise appliziert w e r d e n sollten.

A u s u n s e r e r U n t e r s u c h u n g g e h t h e r v o r , d a b n u r annfih e r u n g s w e i s e R i c h t w e r t e ffir die V e r t i k a l p o s i t i o n d e r S t r a i g h t - w i r e - B r a c k e t s m 6 g l i c h sind ( T a b . 2).

A u s u n s e r e r k l i n i s c h e n E r f a h r u n g r e s u l t i e r t ein g e g e n fiber d e n u r s p r i i n g l i c h v e r w e n d e t e n W e r t e n t i e f e r e s P o s i t i o n i e r e n d e r U n t e r k i e f e r - B r a c k e t s ( T a b . 6).

Als kfinftiges V e r f a h r e n v o n h o h e r Prfizision bei E i n b e ziehung d e r a n a t o m i s c h e n u n d f u n k t i o n e l l e n V a r i a n t e n d a f t vielleicht die H e r s t e l l u n g e i n e s Set up b e i B e h a n d lungsbeginn mit i n d i v i d u e l l e r G e s t a l t u n g d e r B r a c k e t basis im I n d i r e k t - B o n d i n g - S y s t e m a n g e s e h e n w e r d e n .

9 Urban & Vogel Fortschr. Kieferorthop. 51 (1990), 195-203 (Nr. 4)

Tab. 6. Vertikale Bracketposition (klinische Erfahrungswerte) (Department ffir Kieferorthopfidie der Universit/its-Zahnklinik. Graz).

Millimeter

Literatur

1. Alexander, R. G.: The vari-simplex discipline. Part I: Concept and appliance design. J. clin. Orthodont. 17 (1983), 380-392. 2. Andrews, L. F. : The six keys to normal occlusion. Amer. J. Orthodont. 62 (1972), 296-309. 3. Andrews, L. F.: The straight wire appliance origin, controversy, commentary. J. clin. Orthod. 10 (1976), 9 9 114. 4. Andrews, L. F.: Die Straight-wire-Apparatur. Inf. Orthod. Kieferorthop. 10 (1978), 1-146. 5. Creekmore, T. D. : ,,The State of the Art Symposium" on Current Advances in Orthodontic Mechanotherapy, Hartford, Connecticut, 1984. 6. Dellinger, E. L.: A scientific assessment of the straight wire appliance. Amer. J. Orthodont. 73 (1978), 290-299. 7. Iwasawa, T.: Bracket position. J. Jap. Orthodont. Soc. 27 (1968), 441-444. 8. Ricketts, R. M.: Bioprogressive Therapie. Zahnfirztlichmedizinisches Schrifttum, M/inchen 1984.

Far die Verfasser: Univ.-Ass. Dr. A. P. Muchitsch, Department far Kieferorthopiidie der Universitiitsklinik for Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Graz, Auenbruggerplatz 12, A-8036 Graz.

203

[The effect of the vertical bracket position on the orthodontic finish].

As during orthodontic treatment and in particular during the phase of the precise adjustment of occlusion by applying the "straight-wire technique" pr...
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