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Laryngo-Rhino-Otologie 2014 · Seite S1–S218 · Supplement · 93. Jahrgang

S1 · 2014

Für die 85. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie 2014 in Dortmund habe ich als Referatethema die pädiatrische HNO-Heilkunde gewählt. Letztmalig liess Prof. Dr. Dr. h. c. Hildmann das Wissen zu diesem Teilbereich unseres Faches im Jahre 1999 während der Jahresversammlung in Aachen in Referaten und Hauptvorträgen zusammentragen und vortragen. Kinder machen einen nicht unerheblichen Anteil unserer Patienten in Praxis und Klinik aus und verdienen deshalb unsere Zuwendung im täglichen ärztlichen Umgang, in Forschungsbemühungen, der Lehre bei Studenten sowie der Weiter- und Fortbildung von Ärzten. In der Kooperation mit Nachbargebieten beweisen wir unsere Kompetenz durch solche Aktivitäten. Nach somit 15 Jahren ist ein Blick in diese Richtung gerechtfertigt. Schon damals hielt Prof. Dr. Renato Fior, Triest, die Wullstein-Vorlesung mit dem Titel „Gibt es eine pädiatrische Otorhinolaryngologie?“. Dieser Vortrag ist in den HNO-Informationen im September 1999 publiziert. Herr Prof. Fior als HNO-Arzt an einem Kinderhospital beschreibt darin typische pädiatrisch-HNO-ärztliche Krankheitsbilder und propagiert die Zuwendung zu diesem Teilbereich unseres Faches. Bekanntlich sind Kinder keine zu klein geratenen Erwachsenen sondern Patienten, bei denen wir nicht nur die Behandlung einer Erkrankung im Auge haben müssen, sondern auch zu beachten haben, dass es sich um ein Individuum in Entwicklung und Wachstum handelt. Wir können mit unseren Therapiemaßnahmen zu spät kommen, wenn wir z. B. bei einem gehörlosen Kind eine Stimulation der Hörbahn durch Hörgeräte oder Cochleaimplantate herauszögern. Wir können jedoch auch zu früh behandeln und würden mit der Problematik einer Wachstumsbeeinträchtigung rechnen müssen, wie es z. B. in der Nasenchirurgie oder der Spaltenchirurgie diskutiert werden muss. Gerade in der Fehlbildungschirurgie werden die Zeitabläufe der Behandlung immer wieder kritisch hinterfragt. Desweiteren wiegt es bei einem Kind eine ganze Lebensspanne, wenn wir z. B. durch Maßnahmen bleibende Funktionsstörungen erzeugen. Eine operative Maßnahme an den Stimmlippen kann zu einer Heiserkeit führen, die das Kind dann das ganze Leben begleiten wird. Die HNO-ärztliche Behandlung von Kindern und Säuglingen ist von der Erwachsener nicht grundsätzlich unterschiedlich, hat aber hier und da besondere Regeln. Manche Krankheitsbilder sind für Kinder typisch und haben typische Behandlungswege; sie erfordern oft eine hohe Expertise. Die Behandlung von Choanalstenosen oder laryngo-trachealen Stenosen bei Kindern ist sehr spezialisiert und dürfte in der Hand eines hierfür erfahrenen HNO-Arztes bessere Ergebnisse erbringen. Die lange Erfahrung die hingegen z. B. ein versierter Ohrchirurg an Erwachsenen und Jugendlichen gewonnen hat, wird er zum Vorteil bei Kindern einsetzen können, da die Techniken und Strategien sehr ähnlich sind. Ist ein HNOArzt allein im Kindesalter tätig, so wird er vergleichsweise selten Cholesteatome sehen und seine Erfahrung wird geringer sein als die des Otochirurgen, der in allen Lebensphasen tätig ist.

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Vorwort

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Die Entscheidung, das Referatethema der diesjährigen Jahresversammlung auf spezielle Aspekte der Kinder-HNO-Heilkunde zu fokussieren, ist deshalb getragen von der Überzeugung, dass wir in diesem Bereich weiterhin in Forschung, Lehre und Krankenversorgung innovativ sind und eine hohe Expertise erzeugen, diese wichtige Facette jedoch nicht verselbstständigen und aus dem Gesamtbild der schon spezialisierten HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie herausbrechen sollten. Hinweisen möchte ich auf den Titel des Referatebandes, der „ausgewählte Aspekte der HNO-Heilkunde im Kindesalter“ ankündigt und eben nicht als umfassendes Lehrbuch der pädiatrischen HNO-Heilkunde Anspruch erhebt. Ich habe die Referentinnen und Referenten bewusst gebeten, zu den gestellten Themenbereichen die Teilbereiche vertieft zu behandeln, die ihnen besonders wichtig erscheinen. Dieses ist ein Zugeständnis an das verfügbare Volumen des Bandes. Die Referate gehen deshalb teilweise in detaillierte Darstellungen, behandeln andere Bereiche des Gebietes nur kursorisch oder gar nicht. Eine gleichmäßige umfassende aber wenig detailreiche Ausarbeitung wäre dem Anspruch eines umfassenden Lehrbuches vielleicht gerecht geworden, hätte jedoch in interessanten Bereichen Detailinformationen vermissen lassen. Aus diesem Grunde habe ich auch nicht zu einem Referat über Cochlea-Implantate aufgerufen, da hier in den letzten Jahren auch für den pädiatrischen Bereich soviel geforscht und mitgeteilt wurde, dass ein Referat entweder im verfügbaren Volumen wenig Detailreiches vermittelt hätte oder der Referateband mit diesem einen Referat gefüllt gewesen wäre. Das pädaudiologische Referat ist gezielt daraufhin verfaßt, dass es dem HNO-Arzt den neusten Stand in diesem Bereich vermittelt. Es soll für den HNO-Arzt die wichtigen und neuen Erkenntnisse darstellen, um Hinweise für die Versorgung von jungen Kindern zu geben. Hier ist an der Schnittstelle zur eventuellen weiterführenden Betreuung durch die Pädaudiologie eine verantwortungsvolle Position des HNO-Facharztes zu beschreiben. Absprachegemäß wurden das kinder-radiologische und das kinder-anästhesiologische Referat gezielt für uns als HNO-ärztliche Leser verständlich und interessant verfasst. Die Radiologie junger HNO-Patienten ist zunehmend geprägt von modernen Techniken und dem Aspekt der Einsparung ionisierender Strahlung. Hier finden sich eindrucksvolle Weiterentwicklungen. HNO-Eingriffe sind in vielen Fällen Anlass für erste Kontakte für Kinder und Erwachsene in der Funktion von Eltern mit dem Bereich Operation und Anästhesie. Diesen Bereich besonders sicher aber auch einfühlsam zu gestalten bis hin zum Management der typischen postoperativen Beschwerden, ist im vorliegenden Referat gut beschrieben.

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Es spricht somit für manche Erkrankungen Einiges für eine pädiatrisch-HNOärztliche Subspezialisierung, für andere Erkrankungen wäre die Behandlung durch den subspezialisierten Kinder-HNO-Arzt eher mit einer Qualitätsminderung zu vermuten.

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Laryngo-Rhino-Otologie Hierfür darf ich allen drei Autorinnen aus den Nachbar-Fachgebieten besonders danken. Die Referate über die typischen HNO-ärztlichen Bereiche geben uns in didaktisch gelungener Art Einblick in neue Aspekte der Diagnostik und Therapie. Die ausgedehnte klinisch-praktische Erfahrung der Autoren macht die gute Synopse von wissenschaftlichem Fortschritt und praktischer Relevanz möglich. Mein Dank gilt deshalb allen Autorinnen und Autoren für die viele Mühe und Energie, die sie neben ihrem Berufsalltag in ihr Projekt investiert haben. Ich wünsche mir, dass dieser Referateband einen Impuls gibt, die HNO-Heilkunde bei Kindern im Fokusbereich unseres interessanten Faches zu festigen. Ich freue mich auf die persönliche mündliche Erläuterung zu diesen Referaten auf der 85. Jahresversammlung in Dortmund im Mai 2014.

Ihr Prof. Dr. Thomas Deitmer Präsident der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie

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