930

Goebel, Hoffmann: Muskelsaugbiopsienadel für bioptische Diagnostik

Deutsche Medizinische Wochenschrift

Dtsch. med. Wschr. 101 (1976), 930

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Use of muscle aspiration biopsy

Verwendung der Muskelsaugbiopsienadel für bioptische Diagnostik F.-D. Goebel und G. Hoffmann Medizinische Poliklinik der Universität München (Vorstand: Prof. Dr. N. Zöllner)

Die für biochemische und physiologische Untersuchungen entwickelte Muskelsaugbiopsienadel wurde erstmals in der Diagnostik muskulärer oder vaskulärer Erkrankungen eingesetzt. Anhand von zwei Beispielen wird die Verwendbarkeit der Biopsienadel für klinische oder wissenschaftliche Routineuntersuchungen dargestellt. Die Muskelsaugbiopsienadel, erstmals 1972 beschrieben (9), kombiniert das Wirkungsprinzip der Biopsienadein von Menghini (6) und Bergström (1). Sie wurde ursprünglich für muskeiphysiologische Untersuchungen entwickelt (2) und im Institut für Arbeitsphysiologie der Technischen Universität München erstmals am Menschen angewendet (8). Die für Routineuntersuchungen an Patienten besser geeignete Modifikation der MuskelbiopsienadeP wurde bereits beschrieben (3). Durch den mittels einer Injektionsspritze erzeugten Unterdruck wird die Muskelprobe durch eine seitliche Öffnung in die F.instichkanüle der Biopsienadel gesaugt und durch Herabschieben einer Schneidekanüle abgetrennt (Näheres: 3). Nachdem die Verwendbarkeit dieser Biopsienadel für muskelphysiologische und biochemische Zwecke (S, 8),. insbesondere in der Sportphysiologie (4), gesichert war, wurde sie auch in der medizinischen Diagnostik eingesetzt. Die Biopsietechnik ist einfach, der Eingriff kurz und für den Patienten wenig schmerzhaft. Er wird in Lokalanästhesie von Haut, Unterhautfettgewebe und Faszie durchgeführt. Eine chirurgische Versorgung der 0,5 bis 1,0 cm langen Inzisionswunde ist nicht erforderlich. Nach Anlegen eines Druckverbandes mit Tupfer und Heftpflaster können die Patienten den untersuchten Muskel sofort wieder voll belasten, so daß der Eingriff ambulant durchgeführt werden kann. Die Probenmenge liegt bei etwa 10 mg, bei Anwendung der 1974 beschriebenen Mehrfachbiopsietechnik (3) höher. Die Muskelsaugbiopsie ist wie alle Blindpunktionen für die Diagnostik von Krankheiten geeignet, die größere Areale betroffen haben. Da dies bei Muskelkrankheiten häufig der Fall ist, sind bei Berücksichtigung der allgemeinen Grundsätze Entnahme am Rande der erkrankten Stelle, nicht aus einem völlig atrophischen oder paretischen Bezirk, Meidung von Sehnenansätzen (7) diagnostisch aufschlußreiche Ergebnisse zu erwarten. Darüber hinaus bietet sich diese Saugbiopsie auch zur Erkennung generalisierter Gefäßkrankheiten, etwa einer Mikroangiopathie, an. Für elektronenmikroskopische Untersuchungen, zum Beispiel zur Messung der Basalmembrandicke von Muskelkapillaren bei Stoffwechsel-

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Hersteller: Fa. Henke-Sass, Wolf GmbH, 7200 Tuttlingen, Kronenstr. 16

The needle for aspiration biopsy of skeletal muscle, previously developed for biochemical and physiological purposes, has been introduced in the diagnosis of muscular and vascular diseases. Evidence is presented that this needle is a useful tool for routine evaluation of such disorders.

krankheiten wie Diabetes mellitus, hat sich diese Biopsienadel gut bewährt. Die relativ geringe Größe der entnommenen Muskelproben erlaubt eine sofortige und vollständige Fixierung des Gewebes, eine wesentliche Voraussetzung für quantitative Auswertungen elektronenmikroskopischer Bilder. Die geringe Belastung der Patienten durch die Nadelbiopsie erlaubt Verlauf skontrollen während einer Muskelkrankheit oder auch Serienuntersuchungen in der Forschung. Das Beispiel von zwei elektronenmikroskopischen Aufnahmen zeigt die gute Strukturerhaltung des mit der beschriebenen Biopsienadel gewonnenen Muskelgewebes. Die Abbildung 1' zeigt einen Längsschnitt durch Skelettmuskulatur aus dem M. vastus lateralis. Die Aufnahme läßt einzelne Muskelfasern mit regelrechter Querstreifung, Z-, Aund 1-Banden erkennen. Auch die Myofilamente sind gut beurteilbar. Zwischen den Muskelfasern liegen zahlreiche osmiophile Granula, die Muskelglykogen entsprechen. Auf der Abbildung 2 ist im rechten unteren Bildausschnitt ebenfalls quergestreifte Muskulatur aus dem M. vastus lateralis, jetzt quergetroffen, zu erkennen. In der Bildmitte liegt eine Blutkapillare mit einer verdickten Basalmembran, Ausdruck der diabetischen Mikroangiopathie. *

Abbildungen

1

und 2 siehe Tafel Seite 934

Literatur

Menschen. Europ. J. appl. Physiol. 34

Bergstrom, J.: Muscle electrolytes in man. Scand. J. clin. Lab. Invest. 14, Suppl. 68 (1962). Hoffmann, G.: Der Glykogenabbau im menschlichen Skelettmuskel unter Dauerleistungsbedingungen. Erprobung einer neuen Biopsie- und Bestimmungstechnik. Dissertation, München 1974.

Menghini, G.: Un effetivo progresso nella tecnica della puntura biopsia del fegato. Rass. fisiopat. chir. ter. 29

Hoffmann, G.: Eine Modifikation der Muskelsaugbiopsienadel. Dtsch. med. Wschr. 99 (1974), 1408.

Hoffmann, G.: Verwendung der Muskelsaugbiopsienadel in der Sportphysiologie. Leistungssport, im Druck. Hoffmann, G., Ch. Scheder, Holzmüller, W. Müller-Limmroth: Der Einfluß von Fshrradergometerarbeit und oraler Glucosezufuhr auf die Muskelhexokinaseaktivität des B.

(1975), 91.

(1957), 756.

Mittelbach, F., D. Pongratz: Die Muskelbiopsie in der Diagnostik neuromuskulärer Erkrankungen. Internist (Ben.) 13 (1972), 73. MülIer-Wening, D., W. Ehrenstein, G. Hoffmann, M. Kretschmer: Der Einfluß einer oralen Glucosegabe auf den Kohlenhydrat. und Fettstoffwechsel des Menschen bei Arbeit unter besonderer Berücksichtigung des Muskel. glykogens. Res. exp. Med. 157 (1972), 325.

Müller-Wening, D., G. Hoffmann: Eine Biopsienadel zur Entnahme von Skelettmuskelproben. Res. exp. Med. 157 (1972), 83.

Dr. F.-D. Goebel, Dr. G. Hoffmann Medizinische Universitäts-Poliklinik 8000 München 2, Pettenkoferstr. 8 a

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needle for diagnostic purposes

[Use of muscle aspiration biopsy needle for diagnostic purposes].

The needle for aspiration biopsy of skeletal muscle, previously developed for biochemical and physiological purposes, has been introduced in the diagn...
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