Leserbrief Gefäßdiagnostik mit der farbkodierten Duplexsonographie Von'Tschammler. Landwehr und I.ackner, Forlschr. I-löntgcnslr. 154,4(1991)419-424

Wenn wirklich mit der Tarbkodierten l ) i i plexsonographie (FD-Sonograptiie) 60% der Angiographien eingespart werden könnten. 111üßteein solches Gerät in jeder Abteilung mit einem nennenswerten angiologischcn Krankengut stehen. Voraussetzung ist allerdings, daß die Gesamtheit der Angiographien, von denen 60% eingespart werden können, tatsächlich indiziert ist. Daran ergeben sich bei genauer I.eklüre des Artikels ernsle Zweifel. Die 60%. bei denen durch die FL)-Sonographie eine Angiographie eingespart wurde, sind nämlich dieselben 60%. in denen die Angiographie nicht zu Operation oder Angioplastie geführt hätte. Damit entpuppt sich die vcrmeiritliche Einsparungsmöglichkeit als Folge unkritischer Indikationsstellurig zur Angiographie. Wo wirklich 601%,der Angiographien nicht irgendeine Form invasiver Therapie zur Folge haben, fehlt nach meiner Ansicht nichl ein neucs Gerät, auch wenn es ..nuric eine halbe Million kostet. sondern ein Arzt, der nach Anamnese und klinischem Berund die Indikation zu einer invasiven Behandlung und in der Regel auch erst damit zur Angiographie stellt. Um sichcrzu sein. daß ich mit dieser Aussagc nicht nur irgendeine Utopie verkünde, habe ich unsere eigenen Zahlen aus dem Jahre 1990 überprüft: Von 51 5 Patienten, bei denen wir in diesem Jahr eine Beckenund Beinartcriographie (griindsätzlich als Blattfilmtechriik mit DSA-Ergänzungen iiir Schrägaufnahmen U. dgl.) diirchgeführt haben, haben nur 21.5 % anschließerid keine Operation oder Angioplastie erhalten. Unter diesen 21 - 5 % ist ein relativ hoher Anteil alter Patienten, bei denen trotz grundsätzlich bestehender Operatioris- oder Angioplastieindikation wegen zu schlechter Ilrilerschenkelarterien eine invasive Therapie nicht mehr möglich war. Speziell dieses Kriterium dürfte auch rnit der FD-Sonographie eher schlecht zu beurteilen sein.

In der Tat spricht nicht nur die tägliche Erfahrung dafür, daß seit Einführung der DSA die sorgraltige lndikiitionsstellung zur Angiographie vernachlässigt wird. So wurde 1985 aus einer deutschen Universitätsklinik berichtet, daß mit Einführung der DSA dort die Zahl der Becken- und Beinai-teriographien innerhalb von 3 Jahren auf das 3.6fachc (von 116 auf 424) angestiegen ist (Dtsch. med. Wschr. 1 1 0 (1985) 1130-1131). Das kann nur bedeuten. daß entweder bis 1981 die Patientenversorgiing unzureichend war oder, was wahrscheinlicher ist. daß mit dem neuen Hilfsmittel DSA allzu großzügig angiographiert wurde. Daran hat sich offenbar bis heutc allgerriein nicht viel geändert, auch wenn allenthalben kritisiert wird, daß DSA-Untersuchungen vielfach keinen höheren Inforrnationswert hätten als eine einiache Doppler-Sonographie. Wir sollten uns hüten, einen so verdorbenen lndikationsstandard als Maßstab für den Nutzen eines neuen technischen Verfahrens zu gebrauchen. das a m Ende vielleicht auch wieder nur zum Ersatz Tür sorgfialtige klinische Untersuchungen wird.

Pria.-ßoz. D r . med.. J. . Schrötier

Abteilung Röntgendiagiiostik Kreiskrankenhaus 2370 Hendsburg

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Von J. Sctzröder Ableilung Röntgendiagiiostik. Kreiskrankenhilcis Ilei1dsbui.g

[Vascular diagnosis with color-coded duplex sonography].

Leserbrief Gefäßdiagnostik mit der farbkodierten Duplexsonographie Von'Tschammler. Landwehr und I.ackner, Forlschr. I-löntgcnslr. 154,4(1991)419-424...
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