S. Granitzka et al.: Mykoplasmenbefall bei Fluor

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162. S. Granitzka, W. L/itzenrath, H.-J. Born (Univ.-Frauenklinik Frankfurt a. M.): Hat der Mykoplasmenbefall bei Fluor gyniikologiseher Patientinnen kllnlsehe Relevanz? 1937 wurde erstmals durch Dienes u. Edsall aus einem Bartholinischen Abszef3 Mykoplasmen beim Menschen nachgewiesen. Seitdem sind bisher durch Verbesserungen der Nachweismethoden 37 verschiedene Mykoplasmenarten nachgewiesen worden. Im Gegensatz zu dem als typischen Krankheitserreger geltenden Mykoplasma pneumoniae ist die Pathogenit/it bei Mykoplasmen im Genitalbereich bisher nicht eindeutig entschieden. Unsere Fragestellung war: Besteht eine Korrelation zwischen Mykoplasmen und anderen Erregern beim Fluor vaginalis und haben diese Befunde klinische Relevanz? Material und Methodik: Von Mai 1975 bis August 1976 untersuchten wir 364 Pat. unserer Poliklinik. 273 Frauen kamen mit Fluorbeschwerden, die zum Tell als therapieresistent bezeichnet worden waren. Als Kontrollgruppe selektierten wir 91 Pat. ohne gyn~ikologische Beschwerden, die sowohl bei der Inspektion und bei der Palpation als auch in den Nativprfiparaten keine pathologischen Befunde aufwiesen. Das Durchschnittsalter betrug 26,98 Jahre. Es wurden Abstric~te you Urethra, Zert6x und Vagina entnommem Zum Transport verwendeten wir ein Stuartmedium, in dem Mykoplasmen mindestens 4 Tage lebensf~.hig sin& Die Mykoplasmenanzfichtung erfolgte in einem yon Bredt modifizierten flfissigen Uraemedium nach Shepard und auf festen N~ihrb6den. Unter einem Stickstoff-COz-Gemisch wurden diese Kulturen bei 37 ~ 2 - 4 Tage bebr/itet. Zus/itzlich ftihrten wir aerobe und anaerobe Kulturen zur Isolierung yon Bakterien und Helen durch.

Ergebnisse: Beim Vergleich von 273 Fluorpatientinnen mit den beschwerdefreien Frauen liegt der Mykoplasmenbefall beim Fluor mit 75,4% gegeniiber 51,6% um 23,8% sign~fikant k6her als bei dem Kontrollkollekt~v. Beim Vergleich der bakteriologischen Befunde aller 364 Pat. finden sich 63 Befunde mit D6derleinflora und 301 Befunde mit fakultativ pathogenen Erregern. Der Mykoplasmenanteil liegt bei den fakultativ pathogenen Erregern mit 77,07% um 27,86% signifikant h6her als bei der normalen Vaginalflora. Bei der Gegeniiberstellung der F/ille mit Mischflora zu spezifischen Erregern: Candida und Gonokokken, zeigt sich gegenfiber Candida keine signifikante Differenz (Abb. 1). Wurden Gonokokken nachgewiesen, dann fanden sich in allen F/illen (100%) Mykoplasmen (Abb. 1). Bei Staphylo-, Strepto-, Enterokokken und Colibakterien zeigte sich zum Kollektiv der F~ille mit D6derleinflora ebenfalls ein signifikanter Unterschied (Abb. 2).

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Abb. 1. Mykoplasmenbefall bei 301 Pafientinnen mit pathologischer Bakterienbesiedlung

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K. Decker: Mykoplasmen-Infektionen 100 %

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Abb. 2. MykoplasmenbefaUbei D6derlein-, Staphylokokken-,Streptokokken-,Enterokokken- und E. coli-Besiedlung der Vagina Einen urs/ichlichen Zusammenhang zwischen Mykoplasmen und Fluor konnten wir statistisch nicht nachweisen. Lediglich bei 5 Pat., bei denen wir nach Therapieabschluf3 weiterhin subjektive Beschwerden und massenhaft Mykoplasmen fanden, zeigte sich bei der folgenden Tetrazyklin-Behandlung eine Besserung. Gegen einen hfiufigen urs/ichlichen Zusammenhang zwischen Mykoplasmenbefall und Fluor spricht auch die massenhafte Mykoplasmenbesiedlung symptomloser Pat., die wir bei unseren Untersuchungen fanden, aul3erdem solche Pat., die nach lokaler und parenteraler Therapie beschwerdefrei waren, in der Kultur jedoch weiterhin Mykoplasmen aufwiesen. Aus diesen Grfinden halten wir die aufwendige Mykoplasmendiagnostik beim Fluor vaginalis als Routinemethode nicht ffir sinnvoll (Literatur beim Verfasser).

163. K. Decker (Univ.-Frauenklinik Tfibingen): Mykoplasmen-Infektionen in Gyn~ikologie und Geburtshilfe Zur K1/irung der Frage nach der Bedeutung der Genital-Mykoplasmen bei entzfindlichen Erkrankungen der weiblichen Genitalorgane wurden neben der fiblichen bakteriologischen Diagnostik Mykoplasmen-Kulturen bei fiber 1000 gyn/ikologischen und geburtshilflichen Patienten angelegt. Ergebnisse: Bei 490 Patientinnen mit Fluor-Beschwerden wurden in 22% Mycoplasma hominis und in 46% T-Mykoplasmen nachgewiesen. Andere Erreger wurden in 78% gefunden. Die Keimverteilung bei 336 Fluor-Patienten mit positivem Mykoplasmen-Nachweis zeigte, dab im Vergleich zu T-Mykoplasmen Mycoplasma hominis signifikant h/iufiger allein nachweisbarer Keim war. Im Gegensatz dazu fanden wir T-Mykoplasmen signifikant h/iufiger gleichzeitig mit anderen Erregern (Bakterien und Sprogpilze). Bei der Untersuchung der Genitalflora yon 260 Schwangeren wurden Mykoplasmen etwa gleichh~iufig und in gleicher Verteilung wie bei den gyn/ikologischen Patientinnen gefunden. Die Frage nach der Bedeutung der Mykoplasmen-Besiedlung Schwangerer kann anhand yon 5 Ffillen aufgezeigt werden. Bei der Untersuchung der Fruchtwasserproben von 188 transabdominalen Amniozentesen bestand 15mal der Verdacht einer Amnionitis. Dabei fanden wir bei 4 Schwangeren am Terrain Mykoplasmen als Infektionserreger bei noch erhaltener Fruchtblase. Eine andere bakterielle Infektion konnte kulturell ausgeschlossen werden. Bei einer weiteren Patientin mit einem re-

[Is mycoplasma infection of clinical relevance in the leukorrhea of gynecologic patients? (proceedings)].

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